Der deutsche Aktionstag „Tag der älteren Generation“ findet seit 1968 am jedem ersten Mittwoch im April statt. Die internationale Variante findet seit 1991 auf Beschluß der UN an jedem ersten Oktober statt,
Wir beleuchten die Idee dieser kulturellen Bereicherung, um zu lernen, dass dieses gemeinsame Bewusstsein, mit dem wir leben, noch recht jung ist.
Denn: Wer ist nicht überrascht, wenn er oder sie erfährt, dass die sogenannte Lebensabend-Bewegung e.V. in Deutschland erst 1958 unter der Leitung eines Herrn, Eduard Ziehmer (im Link, S.6), angemeldet wurde?
Sicher gab es schon vorher soziale Einrichtungen, die nach dem Alter gingen – wie für Kinder und Jugendliche sowie für Ältere (z.B. Kyffhäuserbund [<- Link] für Kriegsveteranen).
Zur Illustration der Bedeutung dieser Lebensabend-Bewegung sei aus einer Dissertation zum Thema Lebenssituation älterer Menschen, S.109, zitiert :
„… Diese Selbsthilfegruppe, die die Entstehung weiterer Zusammenschlüsse älterer Menschen hervorrief, gründete 1959 die erste Altentagesstätte, deren Verwaltung den älteren Menschen selbst oblag.[435] Der veränderte Stellenwert der Altenhilfe schlug sich ebenso auf die Gesetzgebung nieder, da mit der Einführung des Bundessozialhilfegesetzes (BSHG) vom 30.06.1961 die Belange älterer Menschen erstmals explizit in den gesetzlichen Bestimmungen über die Fürsorgepflichten und -leistungen erwähnt wurden. …“ [Quelle]
Dieses Bewusstsein verbreitete sich also erst gerade einmal vor über 60 Jahren! Es ist eine soziokulturelle Errungenschaft jüngeren Datums.
Ein Journalist vom Ostpreußenblatt formulierte 1983 zum 25-jährigen Jubiläum der Lebensabend-Bewegung:“… In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Lebenssituation der älteren Generation auf erfreuliche Weise gebessert. Voreingenommenheiten, Klischees konnten abgebaut, wenn auch nicht voll beseitigt werden. Fröhlichkeit vor allem ist auch in jenen Lebensbereich eingekehrt, der über die ernsthafte Würde, Not und Isolation zu überdecken suchte. Sich der eigenen Menschlichkeit im Alter bewusst werden, sich ihr bewusst bleiben, und zwar auf allen Lebensgebieten, darin wurde viel erreicht, wird vieles noch weiter angestrebt.“ [Quelle S.6]
Und wie steht es heute darum? Die Statistik liefert folgende Zahlen:
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes macht dazu unter dem Link „Punkt 3 : Welche Altersgruppen sind besonders betroffen?“ genauere Angaben. Dort unter anderem erwähnt, dass die Aspekte Geschlecht, Alter und Behinderung eine Schnittmenge bilden.
Wie der Grad der Schwerbehinderungen sich auf die Altersklassen verteilt, veranschaulicht die verlinkte Grafik des Statistischen Bundesamtes. Sehr interessant ist zu sehen, dass die wenigsten Behinderungen angeboren sind (3%) oder durch einen Unfall bzw. Berufskrankheit (1%) entstanden sind. Die große Mehrheit der Fälle (89%) sind auf eine Krankheit zurückzuführen.
Was sagt uns diese kleine Gesamtschau?
Vielleicht, dass man seinem Schicksal nicht ausweichen kann. Doch die Gesellschaft kann sich so organisieren, dass es für Einzelne nicht automatisch und endgültig Elend bedeuten muss.
Wer sich über den Namen Gusti Steiner [<-Link] informiert, wird lernen, dass die Behindertenbewegung [<-Link] ebenso jung ist. Ich führe die Behindertenbewegung bewusst mit der älteren Generation zusammen, weil erfahrungsgemäß erkrankte Menschen sich damit sehr schwer tun, einen Behindertenausweis zu beantragen.
Ich hoffe, diese Gesamtschau führt vor Augen, dass die Einrichtungen, die wir in den Gemeinden und Städten vorfinden, alles andere als selbstverständlich sind und dass diese bewusst weitergeführt sein wollen.
Und ein Hinweis: Die Herausforderung, die Ankunft der geburtenstarken Jahrgänge, in der gehobenen Altersklasse kann nur gemeinsam gemeistert werden unter dem Motto „Vorbeugen ist besser als Nachsorgen„.
Damit kann zum Beispiel gemeint sein, dass man viel eher einen Schlaganfall erleiden kann, wenn man die Belastungen nicht rechtzeitig altersgerecht zurückfährt! Man sollte klugerweise bereit sein, loszulassen, Hilfen wie zum Beispiel den Behindertenausweis annehmen und diese und andere Hilfen auch hartnäckig anfordern.
Nun ein Lied zum Abschluss: „Es ist ALLES nur geliehen„.